Miau

Ein ganz bestimmtes "Miau" oder "brrr" ist auch für Sie!
Stubentiger plappern gern und viel und haben auch wirklich etwas zu sagen.
Normalerweise bevorzugen sie ein lautloses Dasein und gebrauchen die Stimme höchstens zur Werbung, bei Rivalitäten und um den Nachwuchs zur Räson bzw. an Mutters Seite zu bringen. Lockrufe und Kampfgeschrei sind zu hören, doch sonst herrscht Ruhe in der Kolonie.
Doch es gibt Ausnahmen. Da, wo die Katzengesellschaft auf wohlmeinende Menschen trifft, wo sich ab und zu jemand bückt, mit ihnen redet, sie füttert oder streichelt, lernen sie sprechen.

Und je enger die Bindung an den Menschen, desto variationsreicher der Wortschatz, desto häufiger der Gebrauch der Stimme.
Forscher unterscheiden zwischen stimmlosen und stimmhaften Lauten, dem stimmlosen Fauchen etwa oder dem aufgeregten Keckern beim Anblick eines unerreichbaren Opfers. Und dem stimmhaften Gurren, das um Aufmerksamkeit heischt, dem glockenhellen Miau aus Freude, der sehnsüchtigen Melodie, die um Einlass oder Futter bittet.

Im Laufe ihres Lebens lernen Katzen ständig dazu. Sie registrieren, dass uns rhythmisches Schnurren, gepaart mit einem unterlegten Gurren entzückt und lassen es prompt dann hören, wenn wir uns auf Computer oder Fernsehen konzentrieren - mit nahezu hundertprozentiger Wirkung. Sie diagnostizieren, dass ein oktavüberspannendes klagendes gedehntes Miau die gesamte Familie alarmiert und haben ein Mittel gegen besonders langweilige Nächte gefunden.

Ein Miau entwickeln menschenbezogene Katzen, das sie mit keiner anderen Katze teilen, das - ähnlich wie ein Fingerabdruck - ein ganz persönliches Merkmal ist. Das Miau, das dem Menschen ihrer Liebe gilt, das sie nur für ihn hören lassen. Es ist ein "Hallo" oder "Sei gegrüßt", ein Signal des Vertrauens. Und es ist Ausdruck einer unzerstörbaren Bindung, die die sonst so selbstständige Katze von sich aus sucht.

Für Menschen ohne eigene Katzen, mögen ein Dutzend solcher melodischen Liebeserklärungen, eine wie die andere klingen - doch jeder, der Katzen kennt, wird daraus sein persönliches "Miau" wiedererkennen.